Last updated on January 22nd, 2021 at 11:02 pm
Liebe Leser
Mein Name ist Frank und ich betreibe ein Reisebüro in Bogota, Kolumbien. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
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Tourismus im globalen Kontext
Nach der UNCTAD ist Tourismus für 10% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts verantwortlich und schafft einen in 10 Jobs weltweit.
Natürlich sind diese Beobachtungen nicht gleichmäßig über die Welt verteilt. Es gibt dabei Länder, die kaum Tourismus besitzen sowie Länder, welche einen großen Teil der Wirtschaftsleistung auf dem Tourismus abstützen.
Bei diesen Größenordnungen darf man jedoch die positiven sowie negativen Externalitäten des Tourismus nicht vergessen. Denn nur eine große Nummer zu sein ist nicht gleich positiv. Am Beispiel Barcelona sieht man, wie ganze Straßenzüge in AirBnb Apartments umgewandelt wurden und der lokalen Bevölkerung wichtiger Wohnraum entzogen wurde.
Entwicklung des Tourismus in Kolumbien
Der internationale Tourismus ist noch sehr jung in Kolumbien. Erst seit das Land Anfang der 2000er Jahre befriedet wurde und bewaffnete Gruppen in Randregionen zurückgedrängt wurden, eröffnete sich für Kolumbien diese riesige Chance.
Als ich 2009 das erste Mal Kolumbien bereiste, war das Land langsam auf der Landkarte von Rucksacktouristen erschienen und es gab an diversen Destinationen bereits Hostels. Nichts desto trotz gab es im ganzen Land noch viele Checkpoints und die Sicherheitslage war immer noch sehr angespannt und für große Touristenströme war noch niemand bereit.
Als blasser, großer und blauäugiger Schweizer war ich ein wahrlicher Exot in Kolumbien und man erkannte mich bereits von weitem als Tourist.
Als ich 2015 wieder nach Bogota reiste um mein MBA Studium aufzunehmen, war ich von der Entwicklung beindruckt. In wenigen Jahren hatte sich die Tourismusindustrie entwickelt und auch Angebote für Luxusreisen waren am entstehen.
Bis 2020 sollte dann die Zahl der internationalen Touristen auf über 4 Millionen im Jahr steigen. Im Jahr 2007 betrug diese Zahl lediglich rund 1,2 Millionen.
Meine Erfahrungen in 5 Jahren Tourismus in Kolumbien
Durch meine Reisen durch das ganze Land habe ich viele junge Anbieter von touristischen Leistungen kennen gelernt. Des Weiteren habe ich viele Menschen getroffen, welche früher oder später die Absicht haben, im Tourismussektor Fuß zu fassen.
Anhand eines Beispiels möchte ich eine allgemeine Entwicklung aufzeigen. Das Departement Meta liegt in den Llanos, östlich von Bogota und hat ungefähr die Größe von Portugal. Die Gesamtbevölkerung beträgt rund 1 Million Menschen.
Das Departement war durch Paramilitärs sowie durch Guerillas besetzt. Im Zusammenhang mit dem Friedensvertrag wurde das Departement 2017 von der FARC verlassen und ist seitdem nicht mehr unter dem Zwang militanter Truppen.
Ich konnte miterleben, wie sich die Einwohner des Departements organisierten und man auch das touristische Potential schnell erkannte. Von engagierten Bürgern wurde eine Strategie für Naturtourismus und Vogelbeobachtung entwickelt. Betreiber von Hotels, lokale Reiseleiter, Transporteure, Restaurateure und weitere verwandte Sektoren organisierten sich.
Obwohl nicht sofort riesige Touristenströme in die Region reisen, kann eine positive Entwicklung durchaus beobachtet werden.
Was kann Tourismus in Kolumbien bewirken?
Kolumbien ist ein Naturwunder an Biodiversität und ein Teil des touristischen Potentials erwächst sicherlich aus diesem Umstand. Regionen, die vorher durch militante Truppen besetzt waren, sind inzwischen sicher und noch teilweise sehr ursprünglich.
Speziell diese Regionen haben die Möglichkeit, die oben genannten Umstände zu kapitalisieren. Ein nachhaltiger Tourismus hätte nicht nur Einnahmen für eine ganze Wertschöpfungskette zur Folge, sondern würde die ökonomische Grundlage, die Natur, zudem schützen.
Wieso funktioniert das bisher nicht richtig?
Kolumbien besitzt viele Probleme und viele Ursachen dafür sind miteinander verknüpft. Korruption und Lethargie sind sicherlich entscheidende Faktoren.
Das Schöne am Tourismus ist, dass Korruption kaum in die Wertschöpfungskette eingreifen kann, denn die Gelder fließen in der Regel vom Kunden direkt zum Dienstleister. Korrupte Funktionäre haben daher kein großes Interesse an einer touristischen Entwicklung, da eine direkte Geldleistung ausbleibt.
Die Zusagen der Politik zum Tourismus sind daher meist nur Worthülsen. Sobald man durch ein Fracking Projekt oder Raubbau in einem Nationalpark etwas unter der Hand dazu verdienen kann, wird entsprechend gehandelt. Gemeinwohl ist in Kolumbien aufgrund der Kultur leider ein Fremdwort.
Es fehlt dem Tourismussektor bisher noch an ökonomischer Kraft sowie an Organisation, um genügend Druck auf die Politik ausüben zu können.
Wie kann man als Kolumbienreisender eine positive Entwicklung unterstützen?
Um möglichst viel der Wertschöpfung auf Kolumbien zu konzentrieren, sollte man seine Reise direkt im Land buchen. Es gibt in Kolumbien inzwischen genügend vertrauenswürdige Reiseunternehmen.
Es gibt Hotels und Unterkünfte auch von kolumbianischen Anbietern und man muss nicht zwingend in Häusern einer internationalen Hotelkette übernachten.
Kolumbien Reiseführer
Kolumbien hat inzwischen sehr viele fantastische Destinationen zu bieten, informieren Sie sich in meinen diversen Reiseführern.
- Kolumbien Reiseführer
- Bogotá Reiseführer
- Medellin Reiseführer
- Santa Marta Reiseführer
- Llanos Reiseführer
- Cartagena Reiseführer
- La Guajira Reiseführer
- Providencia Reiseführer
- Kaffeezone Reiseführer
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