Aktualisiert am 13/03/2024
Liebe Leser
Mein Name ist Frank und ich betreibe ein Reisebüro in Bogota, Kolumbien.
Kolumbien besitzt mit seinen drei Kordilleren der Anden, den diversen Ökosystemen sowie zwei verschiedenen Meeren ein gigantisches Potential für Wandertourismus. Eine der wahrscheinlich spektakulärsten Wanderungen habe ich im Oktober 2022 durchgeführt.
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ToggleEine Einführung in den Lengerke Weg in Kolumbien
Georg Ernst Heinrich von Lengerke wurde 1827 in Deutschland geboren und ist 1882 in Kolumbien verstorben. 1852 verließ er 25-jährig Deutschland und wanderte nach Kolumbien aus, wo er sich im Departement Santander niederließ.
Als Unternehmer wurde er reich und als ausgebildeter Ingenieur organisierte er Transportrouten für seinen Handel. Seine Ware mussten vom Departement Santander zum Magdalena Fluss transportiert werden, wo die Waren dann mit Schiffen an die Atlantikküste verschifft werden konnten.
Einige der Transportwege wurden bereits früher durch die indigenen und pre-kolumbianischen Zivilisationen genutzt, Lengerke baute diese jedoch mit Steinen weiter aus und baute zusätzlich Brücken über die Flüsse.
Der Lengerke Wanderweg führt heute durch die folgenden Dörfer:
San Vicente de Chucuri – Zapatoca – Guane & Barichara – Jordan – Los Santos
Start in San Vicente de Chucuri zur 1. Etappe
Höhe San Vicente de Chucuri: 700 Meter über Meer
Total Distanz: 18 Kilometer
Höhe ProAves: 1,400 Meter über Meer (Startpunkt)
Höchster Punkt: 2,450 Meter über Meer
Höhenmeter bergauf: 1,300 Meter
Höhenmeter bergab: 1,000 Meter
San Vicente de Chucuri ist ein kleines Dorf, etwa zwei Stunden Fahrzeit von der Hauptstadt Bucaramanga entfernt. Es ist auch bekannt, als die Hauptstadt des Kakaos in Kolumbien.
Ich empfehle am Vortag früh anzureisen, damit man allenfalls noch das Dorf kennenlernen kann. Dazu sollte man im Dorf die verschiedenen Produkte aus Kakao probieren und nach Möglichkeit eine Kakaofarm besuchen, um den Prozess des Kakaoanbaus kennenzulernen.
Für die Übernachtung gibt es einige Hotels. Bei Wochenenden mit offiziellen Feiertagen sollte man jedoch besser im Voraus reservieren.
Den ersten Wandertag sollte man früh beginnen und bereits ab 05:30 wird es hell. Dann braucht man einen Transport (Motorrad oder 4×4), welcher bis zum Vogelschutzgebiet ProAves hochfährt.
Zuerst führt der Weg durch die Landwirtschaftszone mit Kühen, danach geht’s in den Wald, in die Serrania de los Yariguies, ein Nationalpark und Schutzgebiet. Der Weg ist sehr gut und man braucht eigentlich keine weiteren Hilfsmittel. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, sich hier zu verlieren. Nun beginnt die Steigung von rund 1,000 Höhenmetern. Der Weg ist teilweise nicht sehr gepflegt und mit Pflanzen überwachsen und es kann vorkommen, dass umgefallene Bäume den Weg blockieren und man darüber klettern muss.
Aufgrund des Bewuchses und der Höhe ist die Temperatur sehr angenehm, denn man befindet sich in tropischem Wald mit vielen Farnen. Man sollte aber keine Pflanzen anfassen oder diese als Hilfsmittel bei einer kleinen Unsicherheit benutzen. Viele Bäume und Sträucher besitzen spitze Stacheln, an denen man sich rasch verletzen kann. Ich persönlich habe immer noch ein paar Stacheln in der Haut.
Kurz nachdem man auf der Maximalhöhe angekommen ist, geht die Landschaft plötzlich in einen Nadelwald über und der Weg wird um einiges offener. Nach einem weiteren Wegstück verlässt man den Wald und kommt an die Bergkante, wo man eine herrliche Aussicht über das Tal und auf die andere Seite genießen kann.
Der Abstieg ist sehr entspannt und der Weg sehr gut. Das Klima ändert sich und die Temperatur wird stetig wärmer. Dazu sieht die Landschaft hier wieder total anders aus. Etwas später geht der Weg dann in eine unbefestigte Straße über. Wieder näher an der Zivilisation ist man dort schon wieder mit Abfall konfrontiert, leider.
Der Abstieg endet bei einem kleinen Fluss. Ein kleines Stück weiter, nach einer Kurve, gibt es ein kleines Geschäft, wo man sich auch erfrischen kann. Dort habe ich mir dann ein Motorrad nach Zapatoca organisiert. Die Fahrt dorthin dauerte rund 20 Minuten.
Schwierigkeitsgrad San Vicente de Chucuri – Zapatoca
Der Schwierigkeitsgrad hängt ein bisschen von den lokalen Konditionen ab. Der Weg ist sehr gut, kann jedoch je nach Witterungsverhältnissen sehr anstrengend werden, wenn der Boden aufgeweicht oder rutschig ist. Ebenfalls können umgestürzte Bäume den Weg blockieren und man muss dann eventuell klettern.
Mit einer guten Grundfitness sind die Distanz sowie die Höhenmeter gut zu schaffen.
Zapatoca
Zapatoca ist ein hübsches Dorf auf rund 1,700 Metern über Meer mit rund 9,000 Einwohnern. Sollte man nach der Ankunft noch Zeit und Energie besitzen, sollte man auf jeden Fall einen Erkundungsspaziergang machen.
Es gibt im Dorf einige Hotels. Es gibt in Zapatoca jedoch auch unzählige Feste, dann ist es in der Nacht jeweils laut. Auf jeden Fall sollte man den Aussichtspunkt Guane besuchen. Von dort aus hat man nämlich eine Aussicht über das ganze Tal und bis nach Guane, ein Teil der Strecke für den nächsten Tag.
Etappe Zapatoca nach Barichara
Total Distanz: 17 Kilometer
Höhe Flugfeld Zapatoca: 1,850 Meter über Meer (Startpunkt)
Höchster Punkt: 1,850 Meter über Meer
Tiefster Punkt: 450 Meter über Meer
Höhenmeter bergauf: 770 Meter
Höhenmeter bergab: 1,500 Meter
Die 2. Etappe des Lengerke Wegs beginnt beim Flugfeld Zapatoca. Es geht zuerst dem Flugfeld entlang und bald muss man links abbiegen, den Berg hinunter. Nachdem man die Straße zum ersten Mal überquert, findet man anschliessend ein gefährliches Teilstück. Es ist sehr rutschig und sehr steil. Ich empfehle, dort den Umweg zu nehmen und der Straße entlang zu gehen.
Der Weg ist ansonsten in sehr gutem Zustand und die anschließende Steigung ebenfalls nicht unangenehm. Das Klima ändert sich von feucht zu sehr trocken und die Temperatur nimmt stetig zu. Mit dem sich ändernden Klima ändert sich ebenfalls die Vegetation und bald sieht man Kakteen und die Landschaft ähnelt mehr einer Steppe.
Auf diesem Stück des Weges hat man bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht. Dazu kann man die zu überquerende Brücke bereits früh erkennen.
Bei der Brücke angekommen, empfehle ich eine Verpflegungspause. Denn je nach Pegelstand des Flusses kann man zusätzlich ein kurzes Bad nehmen.
Nun beginnt der Aufstieg bis nach Guane. Die Steigung ist nicht unangenehm, jedoch wird man jetzt die Hitze voll zu spüren beginnen. Die Temperatur ist gut über 30 Grad Celsius und man wird diesen Punkt des Weges wahrscheinlich zur Mittagszeit erreichen.
Ich persönlich musste bei diesem Aufstieg einige Male halt machen, da mein Körper zu überhitzen drohte. Vor allem der letzte Kilometer bis nach Guane ist nochmals sehr anstrengend mit einer starken Steigung.
In Guane angekommen kann man entweder weiter auf dem Camino Real bis nach Barichara wandern oder wie ich mit einem Fahrzeug bis nach Barichara fahren.
Etappe Barichara nach Jordan
Total Distanz: 12 Kilometer
Höhe Villanueva: 1,500 Meter über Meer (Startpunkt)
Höchster Punkt: 1,500 Meter über Meer
Tiefster Punkt: 450 Meter über Meer
Höhenmeter bergauf: 100 Meter
Höhenmeter bergab: 1,100 Meter
In der 3. Etappe lohnt es sich, mit einem Tuk Tuk bis nach Villanueva zu fahren, um von dort aus nochmals ein Stück bis zur Nähe der Chicamocha Schlucht zu fahren. Bei meinem Besuch gab es jede Nacht Regen und die Straße war völlig schlammig. Man kann auch von Villanueva aus starten, ich persönlich finde die Wanderung auf der Straße jedoch nicht so attraktiv. Ich fand es attraktiver, mehr Zeit in der Schlucht zu verbringen.
Mit dem Tuk Tuk kommt man ziemlich in die Nähe des Originalweges und dem Abstieg in die Schlucht. Bei gutem Wetter ist die Aussicht grandios, da die Schlucht rund einen Kilometer tief ist. Bei meinem Besuch war es jedoch am Anfang bewölkt und es hellte erst später auf.
Der Abstieg in die Schlucht findet dann wieder auf dem originalen Steinweg statt. Auch die Steigung ist nie unangenehm und die Qualität des Weges sehr gut.
Unten angekommen gibt es die Wahl zwischen zwei Hotels. Für Rucksacktouristen gibt es im Hotel Shangrila Hängematten. Ich empfehle jedoch für etwas mehr Comfort die Ecolodge El Tamarindo.
Etappe Jordan nach Los Santos
Total Distanz: 6 Kilometer
Höhe Jordan: 450 Meter über Meer (Startpunkt)
Höchster Punkt: 1,350 Meter über Meer
Tiefster Punkt: 450 Meter über Meer
Höhenmeter bergauf: 900 Meter
Höhenmeter bergab: –
Nach einer Nacht in der Chicamocha Schlucht führt der Lengerke Weg von Jordan aus nach Los Santos. Man sollte jedoch auf jeden Fall in Jordan einen kurzen Stopp einlegen, denn die historische Brücke ist ein absoluter Hingucker.
Von dort aus geht es nur noch bergauf. Der Weg wurde kürzlich instand gestellt und ist in einem hervorragenden Zustand, zusätzlich gibt es viele Aussichtspunkte mit Sitzgelegenheiten. Je nach Wetter muss man jedoch bereits früh mit einer großen Hitze rechnen, was den Aufstieg um einiges erschwert. In Los Santos angekommen, findet man dann Busverbindungen nach Bucaramanga.
Vorbereitungen für die Lengerke Wanderung
Ich empfehle natürlich allen Interessierten, diese Tour bei mir zu buchen. Dadurch hat man die Annehmlichkeiten eines fixen Fahrzeuges und Guides, sowie reservierte Hotelzimmer.
Ich habe die Wanderung alleine gemacht und hatte sämtliches Gepäck sowie meine Videoausrüstung dabei. Das Gesamtgewicht war dadurch sicherlich am oberen Limit. Vor allem während der ersten Etappe sollte das Gewicht leicht sein, denn man muss sich aufgrund des Bewuchses viel ducken.
Dazu sind die Schuhe nach der 1. Etappe wahrscheinlich durchnässt, ein zweites Paar Schuhe ist daher zu empfehlen.
Weitere Empfehlungen sind:
- Wenig Gewicht mitnehmen
- Wenn ohne Guide, eine Machete mitnehmen
- Mindestens jeden Tag 1 Liter Wasser mitnehmen
- Badehose nicht vergessen
- Einen Ruhetag einlegen
- Sonnencreme und Hut mitnehmen
- Lange Hosen und lange Leibchen anziehen
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